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 Zum Schwerpunkt Essstörungen

Gewogen und zu leicht befunden...

Gewichtsideale - Idealgewichte

Welches Gewicht ist denn nun eigentlich »das Richtige«?

Heute ist es der BMI - Body Mass Index. In der Vergangenheit gab es andere Massstäbe. Als da waren zum Beispiel...

Frosch

Normalgewicht nach Broca

Die einfache Formel:

  • Körpergröße in Zentimetern minus Hundert, also:
    168 cm - 100 = 68 kg

Ursprung:
  • Der Arzt Paul Broca (1824 - 1880) hatte im 19. Jahrhundert Soldaten vermessen und festgestellt, sie wiegen im Durchschnitt genau so viel in Kilogramm, wie sie in Zentimetern minus 100 groß sind. Dieser Richtwert galt bis tief ins 20. Jahrhundert hinein als Normalgewicht für die Allgemeinheit.

Idealgewicht nach Broca

Die modifizierte Formel:

  • Körpergröße in Zentimetern minus Hundert minus 10 Prozent, also:
    168 cm - 100 = 68 - 6,8 = 61,2 kg

Ursprung:
  • In den 50er Jahren hatte die amerikanische Gesellschaft der Versicherungsstatistiker eine »Statur- und Blutdruckstudie« veröffentlicht und darin eine Tabelle mit dem »Idealgewicht«. Die Daten dafür stammten aber nur von Mitgliedern der einflussreichen »Metropolitan Life«-Versicherung - also von eher einer wohlhabenden Klientel - und waren damit nicht repräsentativ.

    Aus der Annahme, dass die Lebenserwartung bei Idealgewichtigen am höchsten ist (und damit das Risiko für die Lebensversicherung am geringsten) ließ sich die Schlussfolgerung ziehen: Übergewicht = höheres Sterberisiko = höhere Versicherungsprämie!

    Es ging somit weniger um medizinische Interessen als um finanzielle. Doch die Formel war bis vor wenigen Jahren unangefochtener Maßstab für das Idealgewicht! Übrigens: Frauen durften statt der zehn auch gern 15 Prozent abziehen.

Body-Mass-Index

Die Taschenrechner-Formel:

  • Körpergewicht in Kilogramm durch Körpergröße in Metern im Quadrat, also
    55 kg : (1,68 m x 1,68 m) = 19,5

Um sich dann einordnen zu können, braucht man eine Tabelle, denn das Ergebnis entspricht nicht den »erlaubten« Kilogramm. Leichter gehts mit diesem BMI-Rechner hier:

Größe in Zentimetern

Gewicht in Kilogramm

BMI

Einordnung


Ursprung:
  • Diese relativ komplizierte Formel berücksichtigt besser als die anderen einfachen Formeln die individuellen körperlichen Gegebenheiten bei der Gewichtsberechnung und ermöglicht damit Wissenschaftlern und Ärzten eine Kategorisierung. Besonders für den Arzt in der Praxis und der Klinik ist dieses Messsystem hilfreich. Aber es sagt noch lange nichts aus über das persönliche Befinden oder die Leistungsfähigkeit. Die Spanne für »das richtige Gewicht« ist zwar groß. Im oberen Bereich des Normalgewichtes könnte man sogar gleich auf die einfache Broca-Formel zurückgreifen!

    Besser aber als kognitive Kontrolle wäre es, ohne Waage und Maßband zu spüren, wann man sich in seinem Körper - in seiner Haut - wohlfühlt, wann man emotional ausgeglichen und körperlich fit ist.

    Das setzt voraus, dass man auch wieder lernt, seine Körpersignale zu beachten, ernst zu nehmen und angemessen auf sie zu reagieren, sich also nicht mit dem Kopf zu kontrollieren, sondern »in sich hineinzuspüren«.

    Und es setzt voraus, dass man über das Essen und die zum Nahrungsaufnahme hinaus viele weitere Felder hat, aus denen man Befriedigung und Genuss ziehen kann, und dass man gelernt oder wiedererlernt hat, Emotionen und Körpersignale wahrzunehmen und richtig zu interpretieren: Friere ich jetzt, bin ich gestresst, fühle ich mich müde, oder habe ich tatsächlich Hunger? Denn Hunger kann aus dem Herzen, aus der Seele und aus dem Magen kommen.

    Emotionaler und seelischer Hunger können niemals durch Essen gestillt werden!

    Set-Point-Gewicht, Individualgewicht und Wohlfühlgewicht sind Begriffe, die die persönliche Befindlichkeit einbeziehen und nicht mit mathematischen Formeln arbeiten. Für den Arzt oder Wissenschaftler sind sie daher kaum greifbar und nicht relativierbar.

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