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Mops gegen WindhundDen wenigsten Menschen gelingt es, dauerhaft abzunehmen. Das liegt nicht zuletzt daran, dass der Körper »mitdenkt« und vorsorgt, wenn man ihn auf Sparkost setzt. Der Ernährungsexperte Nicolai Worm nimmt Übergewichtigen die letzte Illusion: »Wenn man den Leuten vorgaukelt, sie könnten problemlos abnehmen, ist das eine Lüge. Der Körper verteidigt sein Gewicht mit allem, was er evolutionär mitbekommen hat.« Ein Tierversuch, dessen Ergebnisse im Jahr 2001 im Fachblatt »Journal of Experimental Biology« veröffentlicht wurde, bestätigt das. Man hatte Mäusen schweren Kunststoff unters Fell gepflanzt. Einige Wochen später hatten sie wieder ihr früheres Gewicht. Man entfernte den Kunststoff, und siehe da, nach kurzer Zeit brachten sie erneut ihr Ausgangsgewicht auf die Waage, auch ohne Kunststoffimplantate. Pollmer rät deshalb: »Essen Sie nichts, was Ihnen nicht bekommt, und sei es noch so gesund! Meiden Sie alle Strategien, die dazu führen sollen, dass Sie abnehmen - Sie werden in aller Regel dadurch zunehmen.« Eine intensive Auseinandersetzung mit der Ernährung hat einen fatalen psychologischen Nebeneffekt. Essen wird zum Gegenstand des Denkens. Eine Überkonzentration aufs Essen macht in den seltensten Fällen schlank, führt aber häufig auf dem Umweg über Diäten zu gestörtem Essverhalten, das in psychogenen Essstörungen gipfeln kann. Pollmer kennt dazu eine Parabel mit bitterer Pointe: Der Herrscher eines großen Reiches will das Herz eine jungen Frau erobern und bittet den Hofzauberer um Hilfe. Der mixt ihm einen Trank. Als der Herrscher das Gebräu an die Lippen setzt, sagt der Zauberer: »Wenn du diesen Trank zu dir nimmst, dann darfst du niemals an einen Bären denken, sonst wirkt er nicht!« Nicht weiter zuzunehmen wäre für Worm vorrangiges Ziel für Übergewichtige: »Wenn Sie das schaffen, und das mit einer Kost, die Sie glücklich macht und einigermaßen gesund hält, dann ist schon viel erreicht.« Wichtig sei es, die »Dickmacher- und Schlankmachermentalität« aus dem Kopf zu verbannen und wieder genießen zu lernen. Essen ist ein Instinktverhalten, deshalb solle man lieber den Energieverbrauch erhöhen, als gegen die Pfunde anhungern. Das geht über mehr Bewegung, was nicht unbedingt auf Sport hinauslaufen muss: »Sinnvoller wäre es, 'Zwangsbewegung' in unser Leben zu integrieren«. Also öfter zu Fuß gehen, Treppen steigen, körperlich arbeiten. Schlanker zu werden bedeutet aber nicht zwangsläufig, gesünder zu werden. Dünne Dicke tragen nach Pollmer gleich zwei Risiken: die Veranlagung, dicker zu werden, und im Verhältnis zu ihrer Veranlagung Untergewicht. »Natürlich ist Übergewicht mit gewissen Risiken verbunden. Aber wenn ich diese Menschen schlanker mache, habe ich damit die Risiken beseitigt?« Zur Veranschaulichung bemüht er ein absurdes Bild: das Rennen zwischen einem Mops und einem Windhund. »Klar, der Mops ist zu fett, um eine Chance zu haben. Aber nun lassen Sie mal den Mops schön langsam verhungern. Hat er dann eine Chance gegen den Windhund?« |
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