Gut zu wissen:
Igel sind zwar die am häufigsten vorgestellten Wildtiere in Tierarztpraxen. Leider kommt aber der Igel im veterinärmedizinischen Studium nicht in angemessener Weise vor. Dazu
machen sich die Stachler nicht gerade als Patienten beliebt, denn sie bringen nicht nur oft Flöhe mit, sondern sind meist ausgesprochen »unkooperativ« und rollen
sich um so fester ein, wenn sie untersucht werden sollen.
Was die Flöhe angeht: Die sind meistens artspezifisch. So lange sie ihren Wirt haben und dieser lebt, suchen sie normalerweise kein anderes Opfer wie den Menschen, den Hund oder
die Katze auf – allenfalls verirrt sich ein Floh mal zu einem Fehlwirt!
Und was den Besuch beim Tierarzt angeht: Da nimmt man am besten die Veröffentlichung »Igel in
der Tierarztpraxis« von Pro Igel e.V. mit oder gibt ihm die Adresse des entsprechenden Links der pdf-Datei im Web.
Spezielle Igelmedizin gibt es nicht, und igel-erfahrene Tiermediziner sind nicht dicht gesät. Unglücklicherweise lässt sich die Dosierung eines Medikaments für Hunde
oder Katzen nicht so einfach auf einen Igel herunterrechnen, weil dieser einen ganz anderen Stoffwechsel hat. Deshalb ist diese Schrift sehr hilfreich für einen
Tierarzt, der natürlich immer bemüht sein wird, sein Bestes zu geben.
Achtung: Problematisch ist es, besonders bei Jungigeln,
zur Flohbekämpfung wie bei Katzen und Hunden Spot on-Präparate einzusetzen. Genauere Informationen dazu sind der
Pro Igel-Veröffentlichung »Igel in der Tierarztpraxis« zu entnehmen. Da es leider nicht mehr die verträglichen Alternativen wie ein Spray gegen Kopfläuse und
Nissen bei Kindern (Humanpräparat) gibt, ist guter Rat teuer. Igelbabys/Igeljunge dürfen grundsätzlich nicht mit entsprechenden
Mitteln behandelt werden – das kann u.U. tödlich enden. Hier sollten eventuell vorhandene Flöhe und Zecken vorsichtig von Hand mit einer Pinzette entfernt werden. Das gilt auch
für schwerkranke und schwache Tiere. Bei Massenbefall ist vorsichtiges »Ausbürsten« mit einer weichen Bürste an einer abgelegenen Stelle im Garten und ein lauwarmes Bad eine denkbare
Alternative. Baden bedeutet für Igel Stress, ist aber für sie wesentlich ungefährlicher als ein falsch dosiertes Spot-on. Nach dem Bad den Igel trockentupfen und in weiches Küchenpapier oder Servietten
legen (mehrfach erneuern!).
Generell gilt: Ein Igel darf nur behandelt werden, wenn er sein Zustand stabil ist; das bedeutet, seine Körpertemperatur liegt bei ca. 36 Grad (am Bauch fühlen!) und er zeigt normale Reflexe (Einrollen), ist
also nicht apathisch, kann laufen, wackelt nicht etc. Darüber hinaus ist eine prophylaktische Entwurmung nur im
äußersten Notfall angesagt. Jede Behandlung sollte gezielt nach einer Kotuntersuchung auf Innenparasiten
erfolgen!
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