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Dr. Friedrich Hainbuch: Bienenapotheke für Pferde Die Heilkraft der Bienen Honig – das ist bei den meisten Menschen die erste Assoziation beim Stichwort Bienen. Tatsächlich ist Honig ein ganz besonderer »Stoff«. Die heilsame Wirkung und die vielseitigen Einsatz– und Verwendungsmöglichkeiten dieses süßen Produkts aus dem Bienenvolk sind seit der Antike bekannt. Wegen seiner hygroskopischen, konservierenden, antibakteriellen und antibiotischen Eigenschaften wurden nicht nur Verstorbene mit Hilfe von Honig einbalsamiert, sondern sogar Leichen geistlicher Führer in honiggefüllten Särgen eingelegt. Vor allem aber wird seit alters her Honig zur Heilung der verschiedensten Krankheiten, insbesondere auch zur Wundbehandlung eingesetzt, und das nicht nur beim Menschen, sondern auch bei Pferden. »In vielen Rezepturen spielen Bienenprodukte, allen voran Honig und Wachs, eine wesentliche Rolle«, schreibt Friedrich Hainbuch in seinem neuen Buch »Bienenapotheke für Pferde«. Insofern könne man »mit Fug und Recht behaupten, die Apitherapie kann zumindest die klassische Veterinärmedizin begleiten, wenn nicht manchmal sogar ersetzen.« Hainbuch ist Professor, erfolgreicher Autor wissenschaftlicher und populärwissenschaftlicher Bücher, mehrfacher Doktor und frönt in seiner Freizeit zwei großen Leidenschaften: Er beschäftigt sich mit Pferden und Bienen, hält sogar selbst Immen. Dass er sich mit beiden so unterschiedlichen Tierarten hervorragend auskennt und gründlich recherchiert, wird dem Leser seines neuen Werkes rasch klar. Selbst gestandene und belesene Hobbyimker können in seinem Abriss über Bienen und die Produkte aus dem Bienenvolk noch einiges lernen. Ein Beispiel dafür sind die Informationen über Bienengift. Da erfährt man einiges über das Protein Mellitin, den Hauptbestandteil des Gifts, das Bienen in den Giftdrüsen ihres Stechapparats produzieren. Hainbuch erläutert, dass höhere Dosen zwar antibakteriell und blutdrucksenkend seien, aber Entzündungen und Schmerzen auslösen können, sehr kleine Dosen dagegen entzündungshemmend und immunstimulierend wirken. Er listet die Inhaltsstoffe des Bienengifts auf, beschreibt seine Gewinnung und warnt, dass Bienen vereinzelt auf den Geruch von Pferdeschweiß aggressiv reagieren können. Wird ein Pferd gestochen, dann könne man die Einstichstelle mit einer halben Zwiebel oder Zitrone behandeln - das verengt die Blutgefäße und verringert Schwellungen. Systematisch, leicht verständlich und in Kurzform stellt der kundige Autor Produkte vor, die durch Bienen erzeugt bzw. von ihnen gewonnen werden können und vermittelt ganz nebenbei Einblicke in das Leben der fleißigen Insekten. Zu Beginn widmet sich Hainbuch ausführlich der Entstehung und Verarbeitung von Honig. Er zählt die darin enthaltenen wertvollen Inhaltsstoffe wie Vitamine, Spurenelemente und Aminosäuren auf, stellt die verschiedenen Honigsorten und deren therapeutischen Eigenschaften vor. Offenkundig hat Hainbuch alte Schriften studiert, denn er hat zum Beispiel herausgefunden, dass schon ein Rossarzneibuch aus dem 17. Jahrhundert »in nahezu allen verzeichneten Rezepturen für die Behandlung verschiedener Erkrankungen des Pferdes als eine bedeutende Ingredienz Honig« ausweise. In weiteren Kapiteln der ersten Buchhälfte beschäftigt er sich mit Bienenwachs, Pollen, Bienenbrot, Propolis. Selbst die Luft aus dem Bienenstock könne für Therapiezwecke genutzt werden, indem sie mit einem Absauggerät angesaugt und über eine Atemmaske vom Pferd eingeatmet werde – das soll bei Atemwegserkrankungen helfen und Bronchitis, Asthma, Allergien, Lungenentzündungen zumindest lindern. Bei Mandel-, Rachen-, Kehlkopf-, Luftröhrenentzündung, Bronchialkatarrh und -asthma seien dagegen spezielle »Honiginhalationen« angezeigt, die im vernebelten Luftgemisch zum Teil auch Propolis und Gelée Royal enthalten. Die zweite Hälfte des Buches befasst sich dann ganz konkret mit den diversen Anwendungsmöglichkeiten bei zahlreichen inneren und äußeren Beschwerden und Erkrankungen des Pferds. Hainbuch liefert Rezepturen für Salben, Pulver, Tropfen, Tinkturen, Lösungen, Leckmittel, Aerosole, die zum Teil altbewährt, aber hier und da in Vergessenheit geraten sind. Der Pferdefreund erfährt, mit welchen Zutaten und wie er welches Mittel herstellt oder zusammenmischt, für was es einzusetzen, wie es zu dosieren ist und wie es wirkt. Alles wird gut erklärt und ist leicht nachvollziehbar. Neben der Beschaffung der Bienenprodukte dürfte die von Ingredienzien wie Kräutern und Samen der schwierigste Teil der Übung sein; Hainbuch empfiehlt daher, sich das Benötigte durch eine spezialisierten Apotheke zu beschaffen. Ob Probleme mit Horn und Huf, Koliken oder Arthritis, Husten, Räude oder Verbrennungen – dieses interessante Buch wartet auf mit einer Vielzahl von hilfreichen Empfehlungen zur natürlichen bzw. naturheilkundlichen Linderung von Pferdeleiden aller Art. Kosmos Verlag Stuttgart 2020, 80 Seiten, ISBN 978-3-440-16200-2. |