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Monika Neumeier: Igel im Garten So kannst du ihnen helfen Monika Neumeier hat in der Igelszene einen großen Namen, nicht zuletzt als Mitbegründerin des bundesweit aktiven Vereins »Pro Igel« und wegen ihrer zahlreichen Veröffentlichungen von Fachartikeln und in Buchform. Die inzwischen 80jährige ist bekannt für ihre akribischen Recherchen und ihre wissenschaftliche Gründlichkeit bei der Arbeit an ihren Texten und Themen. Zahllose einschlägige Informationen gehen zurück auf sie, die seit Jahrzehnten nicht mehr in der Praxis ist, aber weiterhin ihre Faszination für alle Themen rund um den Igel pflegt, seien sie auch sehr speziell wie etwa ihr 2021 erschienenes 300 Seiten dickes Fleißwerk über die 18 Igelarten der Welt. Anders als beim Igelarten-Buch wird sie gewiss mit dem kürzlich erschienenen Kosmos-Band »Igel im Garten« ein größeres Publikum erreichen. Dieses Buch fußt quasi als grundlegend überarbeitete, erweiterte und aktualisierte Neufassung auf ihrem 1996 erstmals veröffentlichten Standardwerk »Igel in unserem Garten«, das mehrfach neu aufgelegt wurde. Was sie nun vorlegt, ist ein moderner, reich bebilderter Band mit 92 Seiten. Dieser ist in drei große Kapitel untergliedert, von denen das erste Hintergrundwissen zu Geschichte, Verbreitung und Lebensart der Igel vermittelt, das zweite sich mit der Frage befasst, wie sich Gärten igelfreundlich gestalten lassen und das dritte schließlich den Themenkomplex Igelpflege und Ernährung behandelt. Viele Zwischenüberschriften erleichtern dem eiligen Leser, den Gegenstand seines Interesses rasch zu finden. Die Ausführungen und Erläuterungen sind informativ, komprimiert und leichtverständlicher Sprache verfasst. All jenen, denen das zunehmende Duzen in Podcasts und anderen Medienbereichen auf die Nerven geht, wird allerdings nicht gefallen, dass eine so seriöse Autorin wie Monika Neumeier nun auch diesen Plappertrend mitmacht und ihre Leserschaft mit dem vertraulichen »Du« (kleingeschrieben!) anspricht – möglicherweise eine Vorgabe des Verlags? Hier und da fühlt man sich dabei fast in die Position eines Kindes gedrängt, das an die Hand genommen und in einfachen Worten belehrt wird. So gesehen ist dies ein Buch, das, so gehaltvoll es ist, streckenweise durchaus auch als Lektüre für interessierte Kinder geeignet ist. Was empfehlenswert ist und was man besser unterlassen sollte, wird plakativ in abgesetzten gefetteten Texten unter den Überschriften »Do!« und »Don't!« herausgestellt – ein hübscher Service, der das klare Layout noch ein wenig luftiger macht. Rezepte für möglichst artgerechte Igelkost, eingestreute optisch hervorgehobene Tipps der Autorin und – für Igelfreunde, die nicht zwei linke Hände haben – Bauanleitungen für ein Futterhaus und ein Freigehege runden das kompakte Infopaket ab. Schade nur, dass die Autorin an diversen Stellen vorrangig auf Tierärzte als Ansprechpartner verweist und weniger auf die meist hocherfahrenen Praktikerinnen in Igelstationen. Diese werden wahrscheinlich auch nicht glücklich über den Hinweis sein, man könne gesunde Jungigel auch im Winter auswildern, wenn sie u.a. genügend Gewicht haben und die Außentemperatur über Null liegt. Auch sprechen die Erfahrungen vieler versierter Laien aus der Igelszene für eine Ganzjahresfütterung (Stichwort: Insektensterben), gegen die Neumeier etliche Argumente ins Feld führt. Das Buch ist dennoch ein hervorragender Einsteigerratgeber, der weit in die Breite geht. Und da Printprodukte wie Bücher als solche ja inzwischen mit digitalen Angeboten konkurrieren müssen, gibt es natürlich auch eine App zum Buch, die digital Zusatzwissen anbietet. Kosmos Verlag Stuttgart 2023, 92 Seiten, ISBN 978-3-440-17657-3
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