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Wie Venen arbeitenProbleme mit den Venen hat jeder zweite Mitteleuropäer. Wie kommt es zu solchen Störungen im Versorgungssystem des Organismus? Im menschlichen Körper gibt es drei Gefäßsysteme mit unterschiedlichen Aufgaben: Arterien, Venen und Lymphgefäße. Während die Arterien sauerstoffreiches Blut vom Herzen zu den verschiedenen Organen wie Leber, Niere, Darm, Muskeln und Haut pumpen, befördern die Venen das »verbrauchte« sauerstoffarme und schlackenreiche Blut zum Herzen zurück. Die Lymphgefäße transportieren eiweiß- und schlackenreiche Flüssigkeit aus dem Gewebe ab, wobei die Lymphknoten als »Filterstation« fungieren und die Gewebsflüssigkeit in das Venensystem leiten. Venenleiden wie Krampfadern sind hauptsächlich Beinleiden, denn die Beinvenen müssen das Blut gegen die Schwerkraft zum Herzen transportieren. Um zu verhindern, dass das Blut nicht nach unten zurückfließt, haben die Venen im Abstand von wenigen Zentimetern Klappen. Unterstützt wird der Rücktransport des verbrauchten Blutes durch die sogenannte »Muskelpumpe«. Belastet man die Wadenmuskulatur, wird von außen Druck auf die Venen ausgeübt, sie werden geleert, und das fördert den Rückfluss zum Herzen. Sind die Venenwände geschädigt oder funktionieren die Venenklappen nicht mehr einwandfrei, dann wird nur ein Teil des Blutes zurücktransportiert, der Rest sackt ab. Dadurch entstehen unter der Haut erweiterte, geschlängelte Venen, in denen sich das Blut staut: die Krampfadern. Weil hier das Blut zu langsam fließt, können sich Blutgerinnsel bilden, die sich manchmal in der Krampfader schmerzhaft entzünden. Verstopft ein Gerinnsel eine tiefgelegene Beinvene, spricht man von einer Thrombose. Venenleiden, die nicht rechtzeitig behandelt werden, können zu Unterschenkelgeschwüren, also offenen Beinen führen. Die Haut in der Knöchelregion ist so stark geschädigt, das sie aufgeht. Unter Umständen kann sich ein Blutgerinnsel von der Venenwand loslösen und wird mit dem Blut fortgeschwemmt. Über die großen Venen gelangt es zum Herzen und zu den Lungenarterien, wo es steckenbleiben und eine lebensbedrohliche Verstopfung, die Lungenembolie, auslösen kann. |
Diagnose und TherapieWelche Therapie bei Venenleiden die geeignete ist, kann nur ein Spezialist für Venenheilkunde (Phlebologe) ermitteln. Für die Diagnose benutzt er Geräte, die mit Ultraschall arbeiten und schmerzfreie Untersuchungen ermöglichen. Mit der Dopplersonographie misst er die Strömungsverhältnisse des arteriellen und venösen Blutes; mit Hilfe der Farbduplexsonographie erkennt er zusätzlich strukturelle Änderungen an den Gefäßwänden, am umgebenden Gewebe und an den Venenklappen. Ähnlich einer Blutdruckmessung funktioniert die Venenverschluss-Plethysmographie. Mit einer Manschette am Oberschenkel wird gemessen, wie gut das Blut im tiefen Beinvenensystem zurückfließt. Ob die Venenklappen noch richtig arbeiten, lässt sich mit photooptischen Meßverfahren prüfen. In 95 Prozent aller Fälle liefern diese Verfahren eine verlässliche und komplette Diagnose, und es sind keine so genannte »invasive« Verfahren wie die Phlebographie nötig, bei denen Kontrastmittel gespritzt und geröntgt wird. Die Therapie basiert auf zwei Prinzipien: zum einen, den venösen Rückfluss zum Herzen zu verbessern - durch Kompressionsbehandlung mit Strümpfen oder Verbänden und Einlegesohle. Wenn das nicht ausreicht, müssen zusätzlich Venen, die nicht funktionsfähig sind, entfernt werden. Dies geschieht heute in der Regel durch minimalinvasive mikrochirurgische Operationsverfahren. Dabei werden die Krampfadern ohne Schnitte mit mikrochirurgischen Instrumenten über nur ein bis zwei Millimeter lange Einstiche entfernt. Da diese Einstichstellen nicht vernäht werden müssen, verheilen die Wunden schnell und ohne Narbenbildung. Geschädigte Stammvenen werden über kleine Hautschnitte in der Leiste oder oberhalb der Kniekehle entfernt. Als nicht mehr zeitgemäß gelten so genannte »radikale« Operationsverfahren, bei denen sämtliche oberflächlichen Stammvenen ungeachtet ihrer Funktionsfähigkeit entfernt werden. Die früher übliche Verödungsbehandlung ist von diesen mikrochirurgischen Operationstechniken immer mehr verdrängt worden. Sie wird heute nur noch bei der Behandlung der kleinen Besenreiser angewandt. |
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