Trichophyton – Ansteckungsgefahr für Menschen Erscheinungsbild und Symptome – Vorkehrungen – Fallbeispiel Trotz strenger Hygiene ist es möglich, sich mit dem Hautpilz des Igel zu infizieren; eine kleine Unachtsamkeit kann unter bestimmten Umständen schon ausreichen. Stachelsichere Gummihandschuhe beim Kontakt mit dem Igel und den täglichen Reinigungs- und Desinfektionsarbeiten sind ein absolutes Muss! In dem Raum, in dem der Igel gehalten wird, genügt gründliches Staubsaugen allein keinesfalls. Es reduziert aber die Zahl der Sporen. Insofern ist es – neben der notwendigen Flächendesinfektion – sinnvoll als vorbereitende und begleitende Maßnahme. Bitte nie desinfizieren, wenn der Igel im Raum ist, und nach der Anwendung von Desinfektionsmittel gut lüften! Staubsaugerbeutel sollten häufig gewechselt und dicht verschlossen entsorgt werden. Wer regelmäßig viele Igel betreut, kann auch mit Tieren zu tun haben, deren Hautpilzerkrankung noch nicht offensichtlich ist. Generell können Tiere auch (noch oder nur!) symptomlose Träger der Infektion sein! Deshalb sollte man vorsichtshalber beim Umgang mit Igeln zum eigenen Schutz grundsätzlich Handschuhe tragen. Besonders groß ist die Gefahr, sich zu infizieren, wenn mehrere Faktoren zusammen kommen: eine ausreichende, das heißt größere Zahl von Keimen bzw. Pilzsporen (hoher Infektionsdruck!), eine ausreichend lange Einwirkzeit und ein geschwächtes Immunsystem. Fadenpilzinfektionen, die durch die Trichophyton-Pilze ausgelöst werden, führen beim Menschen häufig zur Scherpilzflechte (»Trichophytie«). Ganz charakteristisch sind ringförmig runde rote Herde mit Rändern, die durch kleine Knötchen oder »Pöckchen« erhöht sind. Je nach Stadium der Erkrankung schuppen sich die Herde. Diese Herde breiten sich nach und nach vom Zentrum ausgehend in Kreisen aus, werden also sukzessive größer. Dabei jucken die befallenen Partien zeitweise, es kann aber auch ein Brennen oder leichtes Ziehen auftreten. Unter dem langwelligem UV A-Licht einer Wood- oder Schwarzlicht-Lampe sind die Krankheitsherde durch ihre typische Fluoreszenz deutlich erkennbar. Um aber eine sichere Diagnose stellen zu können, wird der Dermatologe einen mikroskopischen Erregernachweis führen und zusätzlich aus Probenmaterial eine Pilzkultur anzüchten, die dann ebenfalls mikroskopisch untersucht wird. Somit kann einige Zeit vergehen, bis die Diagnose gestellt werden kann, man rechnet dafür etwa drei Wochen!
Die Behandlung einer Hautpilzerkrankung wie Trichophyton mentagrophytes – links ein Pilzbefall am Daumen – ist eine sehr langwierige Angelegenheit. Sie kann viele Wochen und Monate dauern. Werden nach sichtbarem Abheilen der Hautveränderungen die therapeutischen Maßnahmen zu früh eingestellt, droht ein Rückfall. Über eine erneute Pilzkultur lässt sich der Therapieerfolg, also die komplette Ausheilung, zuverlässig überprüfen. ***
Das folgende Fallbeispiel dokumentiert und illustriert den Verlauf der Hautpilzerkrankung, die man sich über an Trichophytie erkrankte Igelpfleglinge einhandeln kann – hier erfolgte die Ansteckung vermutlich durch den kontaminierten oberen Rand eines Igelkartons. Das erste Symptom war heftiger Juckreiz. Bald darauf entstanden kleine eitrige »Pusteln«, die kreisförmig angeordnet waren (großes Foto oben links). Diese »Pöckchen« sahen aus wie winzige gelbliche Eier. Die umgebende Haut war gerötet. Das ganze befand sich auf der Innenseite des Oberarms, einer also eher untypischen Stelle. Insofern lag der Verdacht auf eine Zoonose zunächst nicht auf der Hand. Auch der bald konsultierte Hausarzt identifizierte die Stelle nur als »Ekzem« und verordnete eine Cortison-Salbe. Zwei erfahrene Igelpflegerinnen, denen ein Foto der Hautveränderung vorgelegt wurde, waren jedoch unabhängig voneinander sicher: Dies ist das typische Anfangsstadium bei einer Ansteckung mit Trichophyton. Auf Empfehlung der einschlägig erfahrenen Igelexpertinnen wurde die Stelle zunächst ein Mal mit Enilconazol (Imaverol ®) behandelt, das bei Hautpilzerkrankungen von Pferden, Rindern und Hunden empfohlen, aber auch bei Hautpilzkranken Igeln für Bäder verwendet wird. Anschließend wurde drei Mal täglich eine Clotriamzol*-Salbe aufgetragen. Die Therapie schien anzuschlagen: Innerhalb kürzester Zeit verschwanden die »Pöckchen« und die Haut begann sich zu regenerieren...
* Clotrimazol ist ein Breitbandantimykotikum, also ein Wirkstoff, der gegen Hautpilz-Infektionen verschiedenster Art eingesetzt werden kann. Es wirkt nicht nur gegen Fadenpilze (wie Trichophyton), sondern auch gegen Hefe- und Schimmelpilze. ... Pilzsporen wie die des Trichophyton aber sind hartnäckig und langlebig. Nach zweieinhalb Wochen ununterbrochener und unausgesetzter Behandlung ging das Ganze nicht nur von vorn los, sondern die ursprüngliche Stelle vergrößerte sich drastisch und wuchs trotz weiterer Behandlung.
Am 21. Tag nach Beginn der Behandlung mit Clotrimazol wurde dann ein Hautarzt aufgesucht. Um eine Kultur ansetzen und dafür »Material« gewinnen zu können, war ab dem 18. Tag die Anwendung des Clotrimazol eingestellt worden. Entsprechend hatte sich die Stelle weiterentwickelt, Umfang und Juckreiz nahmen permanent zu.
Ab dem 22. Tag erfolgte dann die Behandlung auf Verordnung des Dermatologen mit einem anderen Wirkstoff, nämlich Ciclopirox-Olamin **. Eine gewisse Besserung stellte sich erst nach einigen Tagen ein. Die Pusteln bildeten sich langsam zurück, die Haut begann sich stellenweise zu schälen und der Juckreiz ließ nach. **Ciclopirox wird vorbeugend und zur Behandlung von Pilzinfektionen eingesetzt; es hemmt das Pilzwachstum, indem der Wirkstoff in die Wände der Pilzzellen eindringt, die Zellmembran zerstört und damit die Nährstoffaufnahme verhindert. Ciclopirox zerstört Zellstrukturen und behindert die Zellteilung, so dass sich die Zellen des Pilzes weder regenerieren noch weiter vermehren können und absterben. Zudem wirkt das Mittel auch auf die Sporen, also die ruhende Überdauerungsform von Pilzen, und tötet diese ab.
Innerhalb von 7 bis 10 Tagen werde die Hautveränderung verschwinden, hatte der Dermatologe – leider etwas zu optimistisch – prognostiziert. Nach 6 bzw. 11 Tagen der Anwendung von Ciclopirox-Olamin, am insgesamt 27. bzw. 32. Behandlungstag, hatten sich die Symptome abgeschwächt und die Stelle war weniger dramatisch gerötet, aber weiterhin deutlich zu erkennen. Zudem reagierte nun die Haut mit Rötung auf die Salbe. 6 Tage später bildeten sich – trotz ununterbrochener Behandlung – sogar wieder kleine Pöckchen (Pfeile). Dies war der 17. Tag der Behandlung mit Ciclopirox-Olamin bzw. der 38. Tag nach dem ersten Behandlungsversuch. Drei Wochen nach der Konsultation des Dermatologen liegt das Ergebnis der angelegten Pilzkultur vor. Es ist keine Überraschung: Trichophyton mentagrophytes, etwas leichter auszusprechen: »Igelpilz«: ;-) Sechs Wochen nach Start eines ersten Behandlungsversuchs ist eine Besserung eingetreten; es sind keine neuen Pöckchen dazugekommen, die neu aufgetretenen haben sich zurückgebildet, aber nach wie vor ist die befallene Stelle deutlich sichtbar und muss weiter mit Ciclopirox-Olamin behandelt werden.
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