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Thema: StachelverlustAus Pilzfee wird Stachelfee Die kleine Igeldame Pilzfee kam nicht von ungefähr zu ihrem Namen. Als ich sie Ende November 2016 in unserem Garten an einem Fressplatz mit Trockenfutter auffand, hatte sie ein ziemlich deutliches Hautproblem. Ihre Haut zwischen den Stacheln war schuppig und es gab sogar Flächen, auf denen die Stacheln vollständig ausgefallen waren; ums Mäulchen und am Kinn fehlte die Behaarung. Da auch das Jahr schon fortgeschritten war, schien sie mir mit ihren 368 Gramm Lebendgewicht als Jungtier nicht für den nahenden Winter und einen gefahrlosen Winterschlaf gerüstet. Natürlich nahm ich die arme Kleine auf, ahnte aber nicht, was für eine schwierige Patientin ich vor mir hatte. Das Immunsystem des Igelkinds war offenbar recht schwach. Sie hatte offenkundig nicht nur eine Hautpilzerkrankung, sondern auch fast alle der am meisten verbreiteten Innenparasiten. Durch Kotuntersuchungen am Mikroskop stellte ich einen Befall mit Darmsaugwürmern, mit Darmhaarwürmern und mit Kokzidien fest. Zum Teil musste ich sie mehrfach behandeln, da die Parasiten – besonders die Kokzdien – trotz aller Hygienevorkehrungen nach einer gewissen Zeit erneut auftraten. Den Hautpilz behandelte ich gleich nach dem Auffinden und sobald sich Pilzfee stabilisiert hatte mit pilzabtötenden Bädern. Nach und nach fielen Pilzfee dann große Teile ihrer Stacheln aus. Da war es ein schwacher Trost, dass sie nicht ganz so kahl wurde wie die fast gleichzeitig mit Pilzfee aufgenommene Igelpatientin Primadonna (oben links) ... Die Haut von Pilzfee besserte sich langsam, dazu trug nicht unmaßgeblich bei, dass ich die kleine Patientin jeden Morgen mit lauwarmem Kokosöl einölte. Trotz all diesen Torturen war Pilzfee sehr gut bei Appetit – eine Beobachtung, die ich immer wieder bei Igeln mit Hautpilzerkrankungen gemacht habe. Ende Januar wog die halbkahle Pilzfee mehr als 850 Gramm und war zunächst fertig behandelt. Als ich sie für den Winterschlaf ins Außengehege umsiedelte, entdeckte ich, dass überall winzige Stachelspitzen erschienen. Die Freude war groß, und ich war sehr zuversichtlich, dass sich der Stachelwuchs nach dem Winterschlaf fortsetzen würde. Während des Winterschlafs wird ja der Stoffwechsel »heruntergefahren«, weshalb nicht zu erwarten war, dass in dieser Zeit die Stachelchen weiterwachsen würden. Um so größer die Enttäuschung, als Pilzfee am 31. März 2017 aus dem Winterschlaf wieder auftauchte und man nicht mehr die Spur eines Stachelspitzchens sehen konnte. Ihr Kot war grün, und unterm Mikroskop zeigte sich ein erneuter, diesmal extrem starker Befall mit Kokzidien. Sie kam in die Krankenstation (mein warmes Bad ...) und musste wieder eine Behandlung über sich ergehen lassen. Zwei Mal 5 Tage lang erhielt sie das notwendige Antibiotikum, dazwischen 5 Tage Pause. Eine Woche nach Abschluss der Behandlung bzw. 4 Wochen nach Ende des Winterschlafs zeigten sich dann erneut winzige Stachelspitzen. Hier dokumentiere ich nun diese schöne Entwicklung in Bildern; wenn alles gut läuft, wird Pilzfee in wenigen Wochen zurück in die Freiheit können – dann als ganz normal bestachelter Igel!
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