|
Macht keinen Spaß, aber glücklichHerr Kieser, Sie sind ein Pionier des gesundheitsorientierten Krafttrainings in Europa. 250.000 Menschen in Deutschland trainieren in Ihren Studios. Sie machen sich für starke Rücken stark. Haben Sie selbst heut schon etwas für Ihr Kreuz getan? Ich muss nichts tun. Mein Kreuz ist ja stark. Ich trainiere es zweimal die Woche im Kieser-Studio. Zu Hause habe ich keine Geräte. Vor fünf Jahrzehnten tauschten Sie wegen einer Rippfellquetschung die Boxhandschuhe gegen Hanteln, statt sich auf ärztlichen Rat zu schonen. Sie wollten schneller wieder in den Ring kommen, und es klappte. Warum? ![]() Der Einstieg war in der Tat so. Ich wusste nur damals nicht warum. Heilungsprozesse sind Aufbauprozesse. Und die werden beschleunigt durch das Krafttraining – darum werden Sie schneller gesund, wenn Sie trainieren oder trainiert sind. Dieser Effekt stellte sich bei mir ein - seinerzeit zum Erstaunen von Arzt und Trainer. So kamen Sie vom Boxen zum Krafttraining. Ihr erstes Trainingsstudio eröffneten Sie, lang vorm Fitnessboom, 1966 in Zürich. Hatte damals überhaupt irgend jemand, außer Ihnen selbst, Interesse daran? Ja, vor allem Spitzensportler. Denn es sprach sich langsam herum, dass Kraft im Sport eine gute Sache ist. Den therapeutischen Ansatz hatte ich anfangs nicht so sehr im Fokus. Mir selbst hat es unglaublich gut getan, und es hat auch meine sportliche Leistungsfähigkeit enorm verbessert – diesen Doppeleffekt fand ich wunderbar. Das wollte ich weitergeben. Ihre Klientel sieht heute etwas anders aus: Durchschnittsalter 46 Jahre, gesundheitsbewusst. Durch die Fitnesswelle wurde ich mit einem anderen Typus konfrontiert, mit Leuten, die eigentlich unsportlich sind. Und ich merkte, wie ungeheuer die profitieren, im Grunde mehr als die Sportler. Ihre Studios muten vergleichsweise spartanisch an, Edelstahlduschen und Gerätepark, keine Fitnessdrinks, keine Wellness, … … keine Solarien, Sauna und dergleichen. An-fangs meinte ich, da mithalten zu müssen. Dann merkte ich, jede Ausweichmöglichkeit mindert den Trainingseffekt. Zum Schluss trainieren die Leute nicht mehr und meinen, sie hätten was Gutes getan, wenn sie sich in die Sauna legen. Sie bieten also Schinderei pur? Wir bieten wenig, das Wenige aber gründlich. Andersherum: Wir erzählen den Leuten nicht, was sie alles machen sollen. Wir zeigen Ihnen, wie wenig Sie brauchen. Das Wenige ist nicht nur eitel Freude, das ist anstrengend. Wir sind spezialisiert auf den produktivsten Teil von Training überhaupt, im Sinne von Schopenhauer: Kraft ist nicht alles, aber ohne Kraft ist alles nichts. Das Training ist nicht sehr aufregend. Wer es ein Jahr durchsteht, bleibt dabei. Kiesertraining ist lebenslänglich. Das heißt: Sport bis zum Grab? Es ist eine Gewohnheit, und es ist eine Art Hygienemaßnahme für den Körper, kein Sport. Das ist wie Zahnsteinentfernung: nicht lustig, aber absolut notwendig und sinnvoll. Kiesertraining lebt einfach von der Einsicht in die Notwendigkeit – es macht keinen Spaß, aber es macht glücklich. |
Was tun bei Rückenbeschwerden?Ein Leben ohne Rückenschmerzen gründet auf verschiedenen Pfeilern. Entscheidend sind:
Sich rückenschonend zu bewegen, lehren Rückenschulkurse, etwa bei Krankenkassen, im Betrieb oder in Reha-Einrichtungen. Charmant und einprägsam sind die kleinen Filmclips zum Umgang mit Lasten auf der Website der Europäischen Agentur für Sicherheit und Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz. Neben Bewegung und einem gesunden Körpergewicht sind Ausdauersport und etwas Kräftigungstraining empfehlenswert – schon zweimal 30 Minuten pro Woche können genügen. Wichtig ist eine gründliche orthopädische Eingangsuntersuchung vor dem Rückentraining. Die Trainer im Studio sollten gut geschult sein und – damit die richtigen Muskeln gestärkt und die Übungen korrekt durchgeführt werden – das individuelle Trainingsprogramm kontinuierlich kontrollieren. Ideal ist es, wenn im Fitnessstudio ein Arzt oder Krankengymnast begleitend zur Verfügung steht. Wie ein guter Bildschirmarbeitsplatz aussieht, zeigt die Grafik im Haupttext. Auf der Internetseite der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin gibt es dazu weitere detaillierte Infos. »Mein Schweinehund und ich« heißt ein Online-Programm der Verwaltungsberufsgenossenschaft. Es liefert umfassende Infos zur Rückenprävention, von Anatomie über Arbeitsplatzcheck bis zu Stressbremsen und Sportempfehlungen. |