Artikelarchiv von Maja Langsdorff
Die folgenden Artikel wurden am 6.10.1998 und 16.2.1999 in der »Stuttgarter Zeitung« veröffentlicht
|
Der schlummernde Feind im Rückenmark
Wer eine Windpockeninfektion hatte, kann auch an Gürtelrose erkranken
Die Gürtelrose ist eine schmerzhafte Viruserkrankung, die jeden befallen kann. Ziel der Therapie
ist es, Schlimmeres zu verhindern und für einen möglichst milden Verlauf zu sorgen.
von Maja Langsdorff
Es beginnt mit einem Kribbeln irgendwo am Körper, im Gesicht, an der Schulter oder am Hals -
mit einem Gefühl, als laufe ein Dutzend Ameisen über die Haut. Allen Beschwerden zum Trotz ist
zunächst keine äußerliche Veränderung festzustellen. Nach zwei, drei Tagen, beginnt die Haut
zu brennen, zu jucken und zu spannen wie bei einer Allergie. Es bilden sich schmerzende,
haufenförmig gruppierte Bläschen auf gerötetem Grund, dazu können Nerven- und Drüsenschmerzen
kommen, ein Ziehen im Zahn oder im Ohr etwa.
Wer solche Symptome an sich bemerkt, die sich dazu auf nur eine Körperseite beschränken, sollte
nicht den raschen Gang zum Hautarzt scheuen, meint Dr. Albert Haußmann, Hautarzt und Allergologe,
Oberarzt am Zentrum für Hautkrankheiten des Krankenhauses Bad Cannstatt. Denn diese Symptome
deuten auf eine Gürtelrose hin. Je nach Region, Verlauf und persönlicher Konstitution können
unter ungünstigen Umständen schwere Komplikationen auftreten. Gefürchtet sind vor allem
anhaltende Nervenschmerzen (postzosterische Neuralgien). Deshalb gelte es, für einen milden
Verlauf der Krankheit zu sorgen.
Die Beschwerden bei der Gürtelrose ähneln denen, die man im Kleinen von Herpesbläschen an der
Lippe kennt. Verantwortlich sind in beiden Fällen Herpesviren: das Herpes-simplex-Virus für Herpes
an der Lippe, das Varicella-Zoster-Virus für die Gürtelrose (Zoster = Gürtel).
Jeder, der eine Windpockeninfektion durchgemacht hat, kann später an Gürtelrose erkranken: das
Varicella-Zoster-Virus verursacht bei der Ersterkrankung Windpocken, bei einem erneuten Ausbruch
Gürtelrose. Nach der Windpockeninfektion ziehen sich einige der Viren ins Rückenmark zurück, wo
sie sowohl für die Immunabwehr als auch für Medikamente schlecht erreichbar sind.
Abwehrschwäche, fieberhafte Erkrankungen, Streß, sogar Zugluft, aber auch starke seelische
Belastungen wie Trauer können dazu führen, daß die Viren reaktiviert werden. Dann kommt es
dort, wo sie geruht haben, zu einer Entzündung, und das Virus wandert den Nervenfasern folgend
in Richtung Haut. Die entzündlichen »blühenden« Herde entwickeln sich gürtelförmig entlang
des Nervenverlaufs, daher der Name Gürtelrose.
Da die Viren nicht zerstört werden können, wird in der Therapie medikamentös versucht, ihre
Vermehrung zu behindern. Im Prinzip, so Haußmann, verlaufe eine behandelte Gürtelrose nicht anders
als eine unbehandelte. Doch je besser es gelinge, die Entzündung zu dämpfen, desto kürzer das
akute Stadium und desto größer die Chance, daß nicht dauerhafte Nervenschmerzen zurückbleiben.
Auch der vorübergehende Einsatz von Schmerzmitteln kann sinnvoll sein – um zu verhindern, dass
ein Schmerzgedächtnis entsteht. Linderung verschaffen kann sich der Patient außerdem durch Kühlung,
was die Durchblutung vermindert und zur Abschwellung führt.
Menschen mit gesunder Immunabwehr müssen keine Ansteckung fürchten, und das Risiko, erneut zu erkranken
ist nach Haußmann nicht höher, als das, überhaupt an Gürtelrose zu erkranken. Wen es jedoch trifft,
der solle rasch Hilfe suchen.
Joseph Neumayer: »Herpes und Gürtelrose natürlich behandeln«, Knaur-Verlag München, Februar 1999, 12,90 Mark. Mehr über dieses Buch
Interessante Links zum Thema:
http://www.meine-gesundheit.de/krank/texte/herpes.htm
http://www.m-ww.de/krankheiten/infektionskrankheiten/herpes.html
http://www.medizinfo.com/hautundhaar/viren/herpes.htm
http://www.deam.de/krank/00216.htm
http://www.netdoktor.at/Krankheiten/Fakta/herpes_zoster.htm
(Stand 1/2002)
|